DFG-GRADUIERTENKOLLEG
"Wahrnehmung der Geschlechterdifferenz
in religiösen Symbolsystemen"

Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Würzburg
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Prof. Dr. Ute Gerhard, Frankfurt

DieMenschenrechte der Frau unter religiösen Vorbehalten -
ein kritischer interkultureller Vergleich

Abstract:

Wie zentral eine bestimmte ‚Ordnung' in den Geschlechterverhältnissen, nicht nur als strukturelle Ungleichheit sondern vor allem auch als symbolische Ordnung, für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist, wird daran deutlich, welche Bedeutung diese Ordnung in Prozessen gesellschaftlichen und kulturellen Wandels bekommt. Insbesondere wenn dieser Wandel als Krise und Erschütterung der zugrunde liegenden Werte wahrgenommen wird, scheint der Schutz der Moral oder der weiblichen Ehre als besondere Halterung zu dienen. Der Ausbruch aus der traditionellen Frauenrolle, z.B. die Verweigerung einer Zwangsheirat, verletzt demnach die Ehre der ganzen Familie, wie die erst in jüngster Zeit in der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit bekannt gewordenen ‚Ehrenmorde' belegen.

Ich möchte diese Probleme im Kontext der Diskurse um die Menschenrechte von Frauen diskutieren. Eindeutig verstoßen diese Verbrechen gegen unsere Rechtsordnung und verletzen wie andere religiös begründete Rituale, z.B. die Genitalverstümmelung, die Menschenrechte der Frauen. Doch ich möchte davor warnen, die Instrumentalisierung der Frauenfrage und die Verweigerung von Frauenrechten als kulturelle oder religiöse Differenz oder islamspezifischen Vorgang zu interpretieren. Wie schon die nur zögerliche Anerkennung der Menschenrechte von Frauen auch durch die christlichen Kirchen belegt, gibt es in diesen Fragen eine bemerkenswerte Allianz zwischen zahlreichen Staaten des islamischen Kulturkreises sowie dem Vatikan und den USA, die sich bis heute weigern, die ‚Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau' (CEDAW), die den Menschenrechtsschutz seit 1979 weltweit sichern soll, zu ratifizieren. Die Vorbehalte aus religiöser Toleranz zu respektieren, wäre ein Missverständnis des universellen Geltungsgrundes der Menschenrechte.




Literatur:

Rumpf, Mechthild; Gerhard, Ute; Jansen, Mechthild, Hg. (2003): Facetten islamischer Welten. Geschlechterordnungen, Frauen- und Menschenrechte in der Diskussion, Bielefeld, Transkript-Verlag.

Bielefeldt, Heiner (1998): Philosophie der Menschenrechte. Grundlagen eines weltweiten Freiheitsethos, Darmstadt, Wiss. Buchgesellschaft.

Gerhard, Ute; Rumpf, Mechthild, Hg. (2oo3): Streitpunkte in islamischen Kontexte, in: Feministische Studien, 21.Jg./ Nr.2.

Kreile, Renate (1997): Politische Herrschaft, Geschlechterpolitik und Frauenmacht im Vorderen Orient, Pfaffenweiler, Centaurus-Verlag.



 
 


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